Nachhaltigkeit / Persönliches

Veganuary & Ich – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Ahornsirup tropft auf Pancakes

In den letzten Jahren habe ich mich – aufgrund von diversen Magen-Darm-Problemen – immer mehr mit meiner Ernährung beschäftigt. Welche Zutaten stecken eigentlich im Lebensmittel XY – bei manchen Produkten fragt man sich wirklich, was hat das hier drin überhaupt verloren?! Was tut meinem Magen gut und was nicht? Wann meldet sich mein Darm mit unschönen Symptomen und wann ist er zufrieden? So bin ich auch irgendwann bei der pflanzenbasierten bzw. sogar veganen Ernährung gelandet. Neben meiner eigenen Gesundheit spielen hier natürlich auch andere Faktoren wie Umweltschutz und Tierwohl eine entscheidende Rolle.

Aufgrund meiner Laktoseintoleranz habe ich bei Milch- oder Fertigprodukten schon öfter auf vegane Alternativen zurückgegriffen. Ende 2020 fasste ich dann aber einen „radikaleren“ Entschluss: Ich verzichte – zumindest eine Weile – auf Fleisch/Wurst und nehme sogar am Veganuary 2021 teil!

Gesagt getan – ich ernähre mich vegan

Der Verzicht auf Fleisch- und Wurstwaren war gar nicht so „schlimm“ und fiel mir leichter als anfangs gedacht. Viel schwieriger war es hingegen bei anderen Produkten. Denn ich muss gestehen: Ich habe für mein Leben gerne Eier und Käse gegessen. Aber gut, für einen Monat sollte ich das ja wohl schaffen – oder nicht?! 

Und das hab ich auch! Im Kühlschrank und den Vorratsschränken waren sowohl von Natur aus vegane Lebensmittel als auch vegane Ersatzprodukte zu finden – zum Beispiel Haferdrink, Cashew-Camembert, Tofu, Tempeh, diverse Brotaufstriche und Räucherlax. Das Geschmackserlebnis reichte von „einmal und nie wieder“ (die Auswahl an richtig leckeren Käsealternativen ist für mich bisher eher ernüchternd – Tipps bitte in die Kommentare) über „gar nicht mal so schlecht“ bis hin zu „gibt’s ab sofort häufiger“. Toll ist natürlich, dass viele Unternehmen am Veganuary teilnehmen und ihn so nicht nur bekannter machen, sondern auch den Einstieg dank ihrer vielen veganen Produkte im Sortiment erleichtern. Wer den „offiziellen“ Weg geht und den Newsletter von Veganuary abonniert, der wird sogar täglich mit veganen Rezepten versorgt und erhält viel Hintergrundwissen und weiterführendes Infomaterial obendrauf. Bei einigen Beiträgen vergeht einem schon direkt die Lust daran, tierische Produkte jemals wieder zu essen.

In meinem Beitrag geht es nur um die vegane Ernährung. Aber natürlich hört Tierleid nicht auf unseren Tellern auf. Die Menschen machen aus Tieren Kleidung, sie stellen Kosmetik mit tierischen Inhaltsstoffen her und sperren Tiere in (kleine) Gehege fern von ihrem natürlichen Lebensraum ein.

Und trotzdem: Im Februar 2021 habe ich mich dann doch wieder sehr auf Käse gefreut – Mozzarella, Feta, Hartkäse … Manchmal standen auch wieder Eier und Fisch auf meinem Speiseplan. Wobei die Dokumentation „Seaspiracy“ mir dann doch ziemlich heftig die Augen über Fischfang geöffnet hat. Zum Glück. Denn dadurch konnte ich die Frage, wie dieser Lachs auf meinem Brot gelandet ist, nicht mehr so einfach ignorieren, und ihn stattdessen als das sehen, was er ist: ein totes Lebewesen. Auf Fleisch und Wurst habe ich nach wie vor verzichtet – und das tue ich auch heute noch. Natürlich gab es ein, zwei Momente, in denen ich doch plötzlich Appetit auf Wurst hatte. Und dieses Verlangen habe ich dann auch gestillt. Danach fühlte ich mich aber gar nicht gut und mir war sogar leicht übel. Und das wars dann auch schon wieder mit der Lust nach Wurst.

Im Laufe des Jahres habe ich es dann tatsächlich geschafft, mich komplett von Eiern zu trennen. Und darauf bin ich echt stolz. Immerhin habe ich früher mehrmals die Woche zwei Spiegeleier verspeist. Auch Milchprodukte (abgesehen von Käse) wurden ausschließlich durch vegane Alternativen ersetzt – Haferdrink, Hafer/Soja Cuisine, vegane Frischecreme, Sojajoghurt und -quark. Gebacken wurde ebenfalls nur noch vegan.

Der Weg ist das Ziel

All diese Erfahrungen aus 2021 haben mir gezeigt: Ich möchte das Jahr 2022 erneut mit dem Veganuary starten. Mich einen Monat, 31 Tage lang komplett vegan ernähren – keine Ausnahmen mehr für Fisch (was ja sowieso kaum vorkam) und Käse. Diesmal habe ich mir auch direkt vegane Koch- und Backbücher besorgt bzw. schenken lassen. Sowohl in den Büchern als auch online gibt es eine schier unendliche Zahl an leckeren und oft überhaupt nicht aufwendigen Rezepten. 

Meine (unbezahlten) Herzensempfehlungen:

Gleich vorneweg: Ich bin nicht die beste Köchin. Aber ich probiere gerne neue Rezepte aus. Oft fehlt mir allerdings einfach die Zeit oder die Lust dazu. Dann greife ich auch gerne mal zur Tiefkühlpizza oder zum Lieferdienst. Und das ist vollkommen okay.

Man sieht: Es ist ein Prozess, sich vegan zu ernähren. Die wenigsten Menschen schaffen das von heute auf morgen. Und das ist auch gar nicht schlimm. Am besten löst man sich auch von dem Gedanken, auf etwas verzichten zu müssen. Stattdessen fokussiert man sich darauf, was es alles Neues zu entdecken und auszuprobieren gibt. „Spaghetti Bolognese“ schmeckt sowohl mit Linsen als auch mit Fleischersatz super lecker. „Rühreier“ werden einfach aus Tofu und Kala Namak zubereitet. Und Chili sin Carne mit Tempeh kann locker mit der Fleischvariante mithalten.

Der erste Schritt hin zu einer veganen Ernährung kann auch einfach sein, tierische Produkte zu reduzieren. Sich bewusster damit auseinanderzusetzen, woher denn das Essen kommt, was gerade auf dem Teller liegt. Und ob man nicht (immer mal wieder) darauf verzichten kann. 

Ich habe nach meinem ersten Veganuary auch erstmal wieder auf tierische Produkte zurückgegriffen. Und selbst jetzt kurz nach meinem zweiten Veganuary kann ich nicht zu 100 Prozent sagen, dass ich mich weiterhin komplett vegan ernähren werde. Aktuell verspüre ich nicht den Drang nach tierischen Produkten. Aber wer weiß? Vielleicht wird es doch mal (einige wenige) Ausnahmen geben. Wie zum Beispiel den Fisch, der schon länger in unserer Tiefkühltruhe liegt – und ehrlicherweise in Vergessenheit geraten war. Tatsache ist: Ich setze mich seitdem bewusster mit meinem Essen auseinander. Und mit dem Leben von Tieren.

Vegan & die anderen

Zuhause ist vegan kochen/essen für mich kein Problem mehr. Klar sitze ich manchmal „frustriert“ da und denke mir „Was soll ich nur kochen?!“ Aber das war schon vorher so und liegt nicht am Veganismus. Selbst mit einem omnivoren (= „allesfressenden“) Partner ist es für mich zu Hause unkompliziert. Aufs vegane Brot mache ich meine veganen Aufstriche und er eben Honig, Wurst und Käse. In mein Müsli kommt nur Haferdrink oder -joghurt, bei ihm (laktosefreie) Milch. Gekocht wird ausschließlich vegan, er macht sich aber gerne auch mal Parmesan drüber. Und auch das ist okay. Ich kann niemanden zu einer veganen oder vegetarischen Ernährung zwingen. Diese Entscheidung liegt bei jeder Person selbst. Was ich allerdings machen kann: informieren, aufklären, anregen.

Bei Freund*innen oder der Familie zu essen, ist sehr unterschiedlich. Die meisten sind aber aufgeschlossen, fragen nach und bereiten veganes Essen für mich oder für alle zu. In anderen Fällen bringe ich einfach selbst etwas mit – zum Beispiel einen veganen Kuchen. Natürlich begegnet man auch immer wieder Menschen, die keinerlei Verständnis zeigen oder die vegane Ernährungsweise „verteufeln“.

„Immerhin hat der Mensch ja schon immer Fleisch gegessen und braucht es zum (Über-)Leben. Dein Essen frisst meinem Essen das Essen weg (haha). Ihr mit euren Sojaprodukten seid für die Rodung der südamerikanischen Wälder verantwortlich. Und dann auch noch der Nährstoffmangel, der mit einer veganen Ernährung einhergeht.“ 

Übrigens können auch Omnivore unter Nährstoff- und Vitaminmängel leiden. Bei Veganer*innen werden diese einfach nur öfters festgestellt, da sie regelmäßig einen Bluttest machen lassen und sich intensiver damit beschäftigen. Mit einer ausgewogenen veganen Ernährung und/oder entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln sind Mängel Geschichte.

In solchen Fällen gibt es für mich eigentlich nur zwei Optionen: Ich kläre sachlich und mit Fakten auf – zum Beispiel damit, dass rund 80 Prozent der Sojabohnen zu Sojaschrot verarbeitet und an Tiere verfüttert werden; wenn also jemand die Entwaldung vorantreibt, dann ist es die Fleischindustrie bzw. Nutztierhaltung. Außerdem gibt es sehr viele (vegane) Lebensmittel, bei denen die Sojabohne aus dem heimischen Anbau in Deutschland oder zumindest aus der EU stammt. Also nichts mit Südamerika. Wenn die erste Option nicht hilft, dann heißt es: diese „radikalen Gegner“ ignorieren und mich (falls möglich) von ihnen fernhalten.

Was das Essen auswärts angeht, so hängt das vermutlich stark von dem Ort ab. In Großstädten gibt es immer mehr Restaurants und Cafés, die entweder komplett vegan sind oder viele vegane Alternativen anbieten. Auf anderen Speisekarten sucht man hingegen verzweifelt nach tierfreiem Essen. Hier gilt: Vorher einfach nachfragen, ob nicht-vegane Speisen abgewandelt werden können. Dürfte eigentlich nicht so schwer sein, oder?!

Wie sieht es bei euch aus: Habt ihr auch schon mal am Veganuary mitgemacht? Oder schreckt euch die vegane Ernährung noch ab? Habt ihr vielleicht Bedenken oder auch Tipps? Teilt es gerne in den Kommentaren.

4 Comments

  • Bea
    23. Februar 2022 at 22:10

    Ein schön ehrlicher und auch informativer Beitrag!

    Mein Versuch mit dem Veganuary letztes Jahr hat tatsächlich (noch) nicht zu einem komplett veganen Lebensstil geführt, einige pflanzliche Alternativen sind aber doch dauerhaft hier eingezogen.
    Hier eine Frage – hast du einen Tipp für einen Milchersatz ohne großen Eigengeschmack für Gerichte wie Grießbrei, Milchreis etc?

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    • Sarah | ich mein ja nur
      24. Februar 2022 at 10:13

      Hallo Bea,

      freut mich, dass Dir mein Beitrag gefällt. 🙂

      Ich finde es wirklich toll, dass immer mehr Menschen auf eine vegane oder pflanzenbasierte Ernährung aufmerksam gemacht werden und ihren Konsum von tierischen Produkten reduzieren. 🙂
      Wie war denn der Veganuary letztes Jahr für Dich?

      Zu Deiner Frage: Hast Du es schon mal mit Reisdrink probiert? Für mich (und meinen omnivoren Freund, der den Geschmack von Haferdrink zum Beispiel nicht so mag 😉 ) passt das super zu Milchreis. Grießbrei habe ich noch nicht probiert, könnte ich mir damit aber auch gut vorstellen – oder vielleicht mit Sojadrink.

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  • […] von Lebensmitteln bis zu Hygieneprodukten. Sehr zu empfehlen ist auch das wechselnde Angebot von (veganem) Gebäck, das ihr direkt vor Ort genießen könnt. Für den großen Hunger biegen wir in die […]

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  • Blog: Frühlingsfreuden
    20. März 2022 at 09:47

    […] ohne zu frieren! Normalerweise ist Fruchteis von Haus aus vegan; manchmal gibt es auch noch weitere vegane Sorten – zum Beispiel im Eissalon Olivier in der Myliusstraße oder auch im Ohne PlaPla am […]

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