Seelenfutter

Happy New Year – Happy New Me?!

Text in Notizbuch

Wer kennt es nicht? Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir genießen die (meist) ruhigen Tage „zwischen den Jahren“. Tanken noch einmal viel Energie nach dem ganzen Trubel der vergangenen Wochen, Monate. Und verfassen eine schier unendlich lange Liste an Dingen, wie wir uns selbst im neuen Jahr verbessern wollen, was wir erreichen möchten – unsere Neujahrsvorsätze.

Doch wir alle wissen ja, wie es dann weitergeht: Man schafft es vielleicht zwei Wochen – vier, wenn man richtig motiviert ist. Dann verfällt man wieder in seinen alten Trott. In die altbekannte Routine, von der man doch so sehr loskommen möchte. Damit man besser wird, als man es aktuell ist.

Hier mal ein Beispiel einer solchen Liste – so ähnlich sahen zumindest meine sogenannten „Neujahrsvorsätze“ der letzten Jahre aus.

Meine Neujahrsvorsätze:
– Ich möchte 5-mal die Woche Sport treiben, um fitter zu werden.
– Ich will mich gesund ernähren, jeden Tag neue Rezepte ausprobieren und frisch kochen.
– Ich wollte schon immer mal ein neues Instrument lernen – täglich eine Stunde einplanen.
– Ich sollte weniger Netflix schauen und chillen.
– Am besten gleich einen mehrwöchigen „Digital Detox“ einlegen – ohne Handy/Laptop/TV, Social Media, Internet, also quasi wie im Mittelalter.

Goodbye New Me – Welcome Back Old Me!

Am Ende sind wir nicht nur keinen Schritt weiter, sondern vor allem auch total gefrustet, weil wir an unseren Vorsätzen (mal wieder) gescheitert sind. Wir haben versagt. Unsere Ziele nicht erreicht. Und das ist nun wirklich kein so schönes Gefühl.

Dabei übersehen wir allerdings, dass wir überhaupt nicht versagt haben. Zumindest nicht richtig. Wir sind dem Leistungsdruck verfallen und haben uns zu viele und zu hohe Ziele gesteckt. Ziele, die wir unmöglich alle auf einmal erreichen können. Selbst, wenn wir es wollten. Unsere Leistungsgesellschaft trimmt uns so sehr darauf, immer besser, schneller, schöner, glücklicher zu werden, dass wir eines völlig vergessen: zu leben. Zufrieden zu sein, mit dem, was wir haben, und mit dem, wer wir sind.

Ich meine damit keineswegs, dass wir uns nicht verändern dürfen oder nach Höherem streben sollten. Ganz im Gegenteil. Veränderungen sind Teil unseres Lebens und daher unumgänglich. Alles verändert sich, jeden Tag. Und so verändern auch wir selbst uns. Mit jeder Entscheidung, die wir treffen. Mit jeder Bekanntschaft, die wir machen. Und mit jedem Ort, an den wir gehen. Es ist vielleicht keine so spürbare oder sichtbare Veränderung, wie täglich Sport zu treiben oder das neue Instrument zu lernen. Aber sie ist dennoch da. In uns selbst. Das spüren wir, wenn wir achtsamer mit uns und unserer Umwelt umgehen.

Itsy Bitsy Teenie Weenie Baby Steps

Statt Dich also von 0 auf 100 zu pushen, mach lieber kleine Schritte. Überlege Dir eine Routine, wie Du Deine bewussten Veränderungen in Deinen Alltag ganz einfach integrieren kannst. Und zwar ohne Dich selbst zu stressen.

Nehmen wir hier das Beispiel „Sport“: Du willst Dich mehr bewegen? Dann schwing Dich doch mal direkt morgens nach dem Aufstehen für eine Yoga-Session auf Deine Matte. Vielleicht sogar einfach noch im bequemen Schlafanzug. Wenn Du eher ein Morgenmuffel bist: Wie wäre es stattdessen mit einem gemütlichen Spaziergang in Deiner Mittagspause oder einer auspowernden Jogging-Runde am Abend?

Es ist vollkommen okay, wenn Du in der einen Woche faul auf dem Sofa liegst und in der anderen gleich täglich das Bedürfnis nach mehr Bewegung verspürst.

Wichtig ist: Mach nur so oft Sport, wie es sich für Dich gut und richtig anfühlt. Fang lieber klein an, steigern kannst Du Dich jederzeit. Fühl Dich auch bitte nicht gestresst oder schlecht, falls es nicht auf Anhieb so gut gelingt, wie Du es Dir vorgestellt hattest. Entscheidend ist, dass Du Dich wohlfühlst, mit Deinem Leben und Alltag zufrieden bist. Es ist vollkommen okay, wenn Du in der einen Woche faul auf dem Sofa liegst und in der anderen gleich täglich das Bedürfnis nach mehr Bewegung verspürst. Höre hier nur auf Dich und Deinen Körper. Und lass Dich nicht von anderen Menschen (auf Social Media) triggern, die täglich XX Kilometer in unter einer Stunde schaffen. Sie sind nicht Du – Du bist nicht sie.

Du bist Du auf Deine Weise

Sich ständig mit anderen zu vergleichen, macht uns krank. Denn es bringt uns dazu, uns immer wieder zu hinterfragen und unser eigenes Licht unter den Scheffel zu stellen. Wir bekommen zunehmend Selbstzweifel, wenn wir sehen, was andere in ihrem Leben bereits „erreicht“ haben. Dieser Leistungsdruck, dieses „Erreichen von Zielen“ beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf unseren Arbeitsalltag. Es hat sich auch in unser Privatleben geschlichen. Besonders Social Media bietet uns mehr Möglichkeiten, Vergleiche zu ziehen.

Daher ist es umso wichtiger, sich dessen immer wieder bewusst zu werden und dann zu sagen: Halt! Ich muss mich nicht jeden Tag nur von regionalen, saisonalen, biologischen, frischen Produkten ernähren, um gesund zu sein. Niemand ist perfekt. Und das wäre auch langweilig. Ich muss auch keinen Bus ausbauen und als Vollzeit-Vanlifer durch die Welt tingeln, um ein glückliches Leben zu führen. Und erst recht muss ich nicht jeden Tag noch mehr Kilometer in noch kürzerer Zeit laufen, um fit zu sein. Für manche mag das der richtige Weg sein. Aber das bedeutet nicht, dass es auch für DICH der richtige Weg ist. Nur weil sehr viele das machen, heißt es nicht, dass Du das auch machen musst.

Wenn Du das Gefühl hast, bestimmte Social-Media-Profile setzen Dich eher unter Druck und beeinflussen Dich negativ, dann gibt es eine ganz einfache Lösung: „Nicht mehr folgen“. Immer mal wieder die Konten, denen man folgt, großzügig aussortieren. Du wirst es Dir später danken.

Schreib es Dir von der Seele

Doch um zu wissen, was für mich „richtig“ ist, muss ich mich erst einmal kennenlernen. Stichwort: Selbstreflexion. Wer bin ich eigentlich? Was macht mich wirklich glücklich – was unglücklich? Welche Träume möchte ich mir noch erfüllen? Welche Orte entdecken? Neben dieser allseits bekannten „Bucket List“ (also was wir in unserem Leben noch alles erleben, erreichen, lernen möchten) gibt es aber eine viel wichtigere Liste – und zwar:

Was wir bereits in unserem Leben erreicht und Positives erlebt haben.

All die schönen Dinge, die unser Leben bereichert haben und für die wir dankbar sind. Die Momente, in denen wir besonders stolz auf uns waren. Erlebnisse, an die wir gerne zurückdenken. Erinnerungen, die uns ausmachen. Wenn wir uns all das immer wieder vor Augen halten, erkennen wir, was wirklich wichtig in unserem Leben ist. Was wir bereits geleistet haben. Und worauf es tatsächlich ankommt. All das hilft uns dabei, den Druck rauszunehmen.

Eine gute Methode ist zum Beispiel das Journaling. Nimm Dir dazu morgens nach dem Aufstehen etwas Zeit und schreibe nieder, auf was Du Dich heute freust und worauf Du Dich fokussieren möchtest. Abends kannst Du den Tag Revue passieren lassen: Wofür bist Du dankbar, was hast Du erlebt? Achte auf eine positive Formulierung. Wenn Dir das freie Schreiben nicht liegt, dann versuche es mit „Vorlagen“, in denen bereits Impulsfragen stehen. Ich nutze das KLARHEIT JOURNAL, in dem ich morgens und abends jeweils drei Fragen beantworte, sowie den „Lebensplaner“ von Ein guter Plan, der gleichzeitig auch mein Terminkalender ist (beides Herzensempfehlungen).

Doch auch hier gilt: Du musst nicht jeden Tag journaln oder Dich in Achtsamkeit und Selbstreflexion üben. Das würde nur wieder zu Druck führen. Und den wollen wir ja vermeiden. Versuche einfach, es immer wieder in Deinen Alltag einfließen zu lassen. Vielleicht wird es ganz von allein zur Routine. Und wenn nicht? Auch egal.

Horche in Dich hinein und Du wirst merken, was Du brauchst und was Du willst. Dann mache es bzw. hole es Dir (wenn es Dir möglich ist). Und zwar ohne, dass Du es Dir zu einem Ziel steckst, das Du erreichen willst. Sondern einfach nur, um ein glückliches Leben zu führen.

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