Persönliches

30 über Nacht – und es hat Boom gemacht

Frau schreit

Fragt man Kinder, was sie später einmal werden oder machen möchten, erhält man die unterschiedlichsten Antworten: Sie wollen ins Weltall fliegen, Tiere pflegen, so glücklich wie Mama und Papa oder einfach nur groß werden. Wisst ihr noch, wie das damals bei euch war?

In der Grundschule war ich mir sicher: Ich möchte „SOS-Kinderdorf-Mama“ werden. Bis heute weiß ich nicht, was genau meine „Beweggründe“ waren, was mich daran so fasziniert hat. Doch egal, was es war: Ich hatte eine Vorstellung von meiner Zukunft. Als pubertierende Teenagerin sah das alles schon wieder ganz anders aus. Meine einzigen Gedanken an meine Zukunft waren: Wenn ich 20 Jahre alt bin, dann bin ich endlich erwachsen. Dann weiß ich genau, was ich will. Außerdem möchte ich mit 25 Jahren heiraten, mit 27 Jahren das erste Kind und mit 29 Jahren dann das zweite bekommen. Ganz klar!

Total erwachsen – oder doch nicht?

Dass ich mit dieser Annahme völlig fehlgeleitet war, habe ich dann am eigenen Leib erfahren. Als ich nämlich irgendwann selbst eine Ach-so-erwachsene-20-Jährige war. Ich hatte meinen Schulabschluss in der Tasche und … Tja, und was? „Erwachsen“ – was auch immer das genau bedeuten soll – fühlte ich mich definitiv nicht. Stattdessen noch genauso ahnungslos wie fünf Jahre zuvor. Denn die Frage, was ich später einmal werden möchte, konnte ich einfach nicht beantworten. Problematisch an der ganzen Sache war, dass dieses „Später“ schleichend zu einem „Jetzt“ geworden war.

„Das kommt schon noch alles mit der Zeit. Du wirst Deinen Weg finden. Deine Leidenschaft, das, was Dich antreibt. Irgendwann.“

Was ich allerdings wusste: Ich war frisch verliebt – mein Leben spielte sich im Hier und Jetzt ab, nicht in der Zukunft. Egal, wie wichtig das rückblickend gewesen wäre. Also besorgte ich mir einen Aushilfsjob und dachte immer wieder: „Das kommt schon noch alles mit der Zeit. Du wirst Deinen Weg finden. Deine Leidenschaft, das, was Dich antreibt. Irgendwann.“ So wie man irgendwann groß genug für die Achterbahn und alt genug für Filme ab 16 ist. Wenn man endlich Fahrrad ohne Stützräder fahren und einen richtigen BH tragen kann. Doch ich war schon lange kein kleines Mädchen mehr. Und auch die ahnungslose Teenagerin nahm mir keiner mehr ab. Ich war Abiturientin und sollte ein (berufliches) Ziel vor Augen haben, auf das ich in den kommenden Jahren hinarbeiten kann. Der nächste logische Schritt lautete daher: studieren. Wozu sonst habe ich mein Abitur gemacht?

Während die einen also ihr Ziel ganz genau kannten und dafür den entsprechenden Weg einschlugen – Medizin, Jura, Lehramt –, wählte ich einen Weg, ohne zu wissen, welches Ziel diese Reise überhaupt haben sollte. Ich entschied mich für „irgendeinen“ Studiengang und wusste nicht einmal, was ich am Ende mit dem Abschluss anfangen kann: Germanistik. Und wie ich da so vor mich hin studierte, dachte ich mir: Wenn ich erst einmal 30 Jahre alt bin, stehe ich mitten im Leben. Mit Traumberuf und Traumhaus, in dem ich mit meiner Traumfamilie lebe. Und alles ist gut.

30, sexy und erfolgreich – von wegen!

Dann kam es, wie es kommen musste: Ich wurde 30 – natürlich völlig unerwartet und urplötzlich über Nacht. Mein Traumberuf war nicht da, das Traumhaus war eine Mietwohnung und meine Traumfamilie anders als gedacht. Doch die 30 ist nicht nur irgendeine x-beliebige Zahl. Sie ist eine Zahl, die einen immer wieder verfolgt. Und zwar ab dem 20. Geburtstag, wenn es Jahr für Jahr heißt: „ACHTUNG, ACHTUNG, es geht allmählich auf die 30 zu!“ Vermutlich haben das alle runden Geburtstage so an sich. Doch die 30 hat noch einen bitteren Beigeschmack, mit dem alle gebärenden Personen früher oder später konfrontiert werden: Sie bringt die biologische Uhr zum Ticken. Und das so richtig laut. Immerhin hat man ab jetzt offiziell nur noch FÜNF Jahre Zeit, um nicht in die Kategorie „Risikoschwangerschaft“ eingestuft zu werden. Eine Freundin hatte bereits als 31-Jährige den Stempel „SPÄTGEBÄRENDE“ aufgedrückt bekommen.

Spätestens jetzt wird man also von allen Seiten mit Fragen bombardiert:

„Wann steht die Hochzeit an?“
„Solltest Du nicht langsam mit der Familienplanung anfangen?“
„Wenn Du Deine Neffen siehst, willst Du da nicht auch eigene Kinder bekommen?“
„Wie, Du möchtest wirklich keine Kinder haben?“
„In ein paar Jahren wirst Du das sicher bereuen.“
„Bist Du etwa eine Karrierefrau?“

Als gäbe es nur das Eine oder das Andere: Entweder Du startest jetzt endlich mal die Familienplanung – ticktackticktack – oder Du kümmerst Dich um Deinen beruflichen Werdegang mit dicker Gehaltserhöhung und Beförderung am besten direkt in die „Chefetage“. Denn genau das ist es, was alle anderen von einem erwarten.

Aber was, wenn ich mich weder für das eine noch für das andere entscheiden möchte? Wenn ich weder Ehefrau/Mutter noch die große Karrierefrau sein möchte? Ist es egoistisch, wenn ich mich einfach nur für mich entscheide? Für ein Leben ohne Kind und die damit verbundene Verantwortung. Für einen Beruf, bei dem ich weder „Karriere“ mache noch das große Geld. Einfach ein Beruf, der mir Spaß macht. Der Erfüllung und ein Stück weit Freiheit schenkt. Bei dem ich mich frei entfalten kann. Mich (persönlich) weiterentwickle. Immer wieder Neues (über mich) lerne. Und mich nicht tagtäglich grün und blau ärgern muss.

I believed I could, so I did

Als ich also 30 wurde, kam die „große Erkenntnis“. Der Urknall. BOOM. Ich fasste all meinen Mut, etwas völlig Neues anzugehen. Etwas, was total in die Hose gehen, aber auch ein voller Erfolg werden kann. Ich kündigte meinen festen Job, machte mich als Texterin selbständig und blogge nebenher noch über alles, was mich privat beschäftigt. Und hier bin ich jetzt.

Zugegeben: Erst kam eine kleine Sinnkrise mit „hätte, wenn und aber“. Und es werden sicherlich auch immer mal wieder Zweifel und Ängste aufkommen. Das ist ganz normal. Viel wichtiger ist aber, dass ich mir immer wieder in Erinnerung rufe:

Du schaffst das. Punkt. Aus. Ende der Geschichte!

Denn wenn man ganz fest an etwas glaubt, sich auf sein Ziel fokussiert und hart dafür arbeitet; wenn man sich ganz sicher ist, dass aus dem Traum Wirklichkeit wird, dann funktioniert es auch.

Glaubt an euch selbst, vertraut in eure Stärken und habt Mut, euren eigenen Weg zu gehen!

Hattet ihr von Anfang an ein klares Ziel vor Augen und seid eurem Weg dorthin gefolgt? Oder habt ihr vielleicht viele verschiedene Bereiche ausprobiert, bis ihr wusstet, wohin es euch zieht?
Erzählt mir von EUREM (Lebens-)Weg – ich freue mich auf eure Kommentare.

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